Tagebucheintrag Frau Rauch

Gestern, heute, morgen- meine Erfahrungen beim Fahren mit der Straßenbahn

 

 

 

Ich fahre fast jeden Tag mit der Straßenbahn. Muss ja schließlich irgendwie in die Schule kommen- ein Auto habe ich seit Jahren nicht, ein neues Fahrrad ist noch nicht angeschafft, steht aber „auf der Liste“.

 

Gestern in der Straßenbahn: Wenn ich in Lützschena einsteige, habe ich freie Platzwahl. Die Bahn ist dort noch relativ leer… Meistens setze ich mich auf einen Einzelplatz oder direkt „in die erste Reihe“- also unmittelbar hinter das „Fahrerkabüffchen“. Natürlich setze ich vor dem Einsteigen meine Maske auf, will ja schließlich, falls ich gerade infiziert sein sollte, niemanden anstecken. Zu blöd, dass ich nicht weiß, wie „mein Status“ gerade ist. Bin ich schon immun, weil meine heftige Erkältung im März eine unentdeckte Corona- Infektion war? Könnte ich gerade jetzt eine „Infektionsschleuder“ sein??? Ich weiß es nicht- also Maske auf, will nicht schuld sein …

 

Stahmelner Allee, Stahmeln, Pittlerstraße- bei dieser Ansage grinsen manche, weil, wenn man da nicht genau hinhört ...- naja, dann kommt Wahren. In Wahren steigen u.a. zwei „gestandene Mannsbilder“ ein. Sie haben ihre Maske ganz lässig unterm Kinn und setzen sich auf einen Platz- nicht weit genug von mir. Der eine hat ständig seine Cola- Dose am Hals, der andere starrt ganz intensiv auf sein Handy. Sie schieben ihre Masken einfach nicht hoch- ich bin entsetzt!

 

Was soll ich tun? Soll ich die Männer einfach direkt ansprechen und sie bitten, ihre Masken hochzuziehen??? Ich trau mich nicht, weil ich nicht weiß, wie sie reagieren würden. Ärgere mich über meine Feigheit und fühle mich sehr unsicher, bin irgendwie wütend. Ich steige dann an der Lindenthaler aus- hoffentlich hat mich keiner der beiden angesteckt!!!

 

Heute in der Straßenbahn: Ich steige, wie jeden Tag, in die Straßenbahn. Stahmelner Allee, Stahmeln, Pittlerstraße, … In  Wahren gibt es eine Unterbrechung: Die Straßenbahnfahrerin verlässt ihr „Kabüffchen“, hat ihre Schutzmaske auf, läuft nach hinten … Vermutlich hat sie Fahrgäste auf ihre Maskenpflicht hingewiesen. Erst dann geht die Fahrt weiter.

 

Die Straßenbahnfahrerin hat ihre Fahrt noch mehrmals unterbrochen, um unvernünftige Fahrgäste auf ihre Maskenpflicht hinzuweisen- das habe ich bisher, leider, noch nie erlebt.

 

Im Nachhinein bewundere ich, dass die Fahrerin ganz konsequent auf die Einhaltung bestehender Verordnungen bestanden hat. Sie hat, obwohl sie ganz klein und zierlich ist, darauf bestanden- Respekt! Beim Aussteigen habe ich ihr gesagt, dass ich es gut finde, dass sie „so streng“ist.

 

Morgen in der Straßenbahn: Ich wünsche mir ganz einfach, dass es noch mehr so mutige  Straßenbahnfahrer/Innen gibt, die meine Bedenken und Ängste verstehen, die eine Konfrontation nicht scheuen und in meinem eigenen Interesse auf die Einhaltung ganz konkreter Regeln achten.

 

Ich werde auch morgen beim Einsteigen in die Straßenbahn meine Schutzmaske aufsetzen, um andere zu schützen… Und ich werde zukünftig auch etwas mutiger sein- ich will es mir ganz einfach nicht mehr länger gefallen lassen, dass andere, aus welchem Grund auch immer, einfach nicht mehr „mitmachen“.